Kindergarten- und Vorschulalter
(0-7 Jahre)
Kais Mutter erzählt:
„Mein Sohn wächst so frei auf, von Anfang an ohne Schule, und an ihm sehe ich, dass jedes Kind von Natur aus lernen möchte und dieses Intrinsische ist so wunderbar….
Wenn man einem Kind das Leben vorlebt, das kitzelt das intrinsische Lernen ungemein. Wenn man selber backt, kocht repariert, sät erntet, näht, stopft und und und – das macht das Lernen aus.
Natürlich kann bei einem Kind auch das Intrinsische verkümmern, auch wenn es nicht in die Schule geht: wenn es nur vor dem Fernseher oder so hockt und das Leben von den Eltern nicht vorgelebt wird, wie oben beschrieben….
Die Natur und das Selbstversorgen ist sooo wichtig auch für die Selbstwirksamkeit des Kindes und der Menschen. Meine Kindheit war auf einem Bauernhof, wo wir uns komplett selbst versorgt haben: kein fließendes Wasser, kein Strom und außer Zucker und noch wenige Dinge, die gekauft wurden, haben wir alles selbst erzeugt! Dann wurde mir gelehrt, dass das nicht gut und nicht erstrebenswert sei, sondern das moderne industrielle Leben…
Die Corona-Zeiten haben mir jetzt ganz heftig gelehrt, dass dieses Selbstversorger-Leben das autarkste Leben ist, das man haben kann und das gesündeste in jeder Hinsicht….“
Im ersten Lebensjahrsiebt, also bis zum 7. Lebensjahr (und Kai ist erst 7), lernen Kinder vorwiegend durch Nachahmung. Darauf wies Rudolf Steiner immer wieder hin. Man muss ihnen nichts erklären, das Kind macht einfach das nach, was es in seiner Umgebung sieht: „Es gibt zwei Zauberworte, welche angeben, wie das Kind in ein Verhältnis zu seiner Umgebung tritt. Diese sind: Nachahmung und Vorbild. Der griechische Philosoph Aristoteles hat den Menschen das nachahmendste der Tiere genannt; für kein Lebensalter gilt dieser Ausspruch mehr als für das kindliche bis zum Zahnwechsel. … Nicht moralische Redensarten, nicht vernünftige Belehrungen wirken auf das Kind in der angegebenen Richtung, sondern dasjenige, was die Erwachsenen in seiner Umgebung sichtbar vor seinen Augen tun.“ (R. Steiner „Die Erziehung des Kindes“, S. 28f)
28.2.22
September 2021:
Nicht nur ein neues Schuljahr beginnt, sondern auch ein neues Kindergartenjahr. Während viele Eltern verzweifelt versuchen, ihre Kinder aus der Schule zu bekommen, besuchen viele jüngere Kinder noch den Kindergarten. Warum?
Es ist ungleich leichter, Kinder vom Kindergarten zuhause zu lassen – wir haben keine Kindergartenpflicht in Deutschland! Leider haben wir neben einigen wirklich engagierten und gut ausgebildeten Erzieherinnen auch viel schlecht ausgebildetes Personal in den Kindergärten.
Eltern können das oft viel besser!
Größere Familien haben ihre jüngeren Kinder oft längst zuhause. Testungen, drohende Quarantäne, Hygienewahn und v.a. die Masken tragenden Erzieher haben viele Eltern längst ihre Kinder vom Kindergarten abmelden lassen. Eine Logopädin erzählte mir, dass sie nun die ersten Kinder in der Praxis habe, die keine Konsonanten mehr sprechen können, weil sie diese unter der Maske nicht hören!
Was braucht man, wenn die jüngeren Kinder zuhause bleiben? Das ist für Eltern oft sehr anstrengend!😥
Es braucht vor allem einen Rhythmus:
Frühstückszeit, Spielzeit, Aufräumzeit, Kochenszeit, Essenszeit, Ruhezeit, Spielplatzzeit, …🍀
Und auch wenn ich sonst für wenig Mediennutzung plädiere, kann man abends für einen Erholungszeitraum der Eltern auch mal einen schönen alten tschechischen Märchenfilm einlegen. Guter Medienkonsum ist derzeit weniger schädlich als „Neue Normalität“.
Studenten/Betreuungspersonal: Sucht euch eine fitte junge Schülerin oder Studentin als Hilfspersonal, die ein- oder zweimal pro Woche oder auch täglich bei der Betreuung mithilft oder einen immergleichen Ausflug macht oder …
Spielgruppen: Und natürlich Kinder zu Spielgruppen zusammentun, die dann später nahtlos in Lerngruppen übergehen können.
In der Mitte des Kinder- oder Wohnzimmers sollte ein hübscher großer Kindertisch stehen (auf Kinderhöhe, am besten mit mehreren Stühlchen drumherum für Gäste), auf dem Bastelsachen, Puzzle, Wachsmalkreiden oder dicke Buntstifte und Papier einladend herumliegen. Das ist „Vorschule“ pur!
Und v.a. Spielsachen, die zu Kreativität einladen: Karton, Papier, Kasperlepuppen, keine fertigen Lego-Systeme, eine Puppe u.ä.
Im Kindergarten meines Sohnes beobachtete ich überrascht, wie morgens die Erzieherinnen die Spielsachen aus den Regalen räumten und „Unordnung machten“. Sie erklärten mir, dass dies für die ankommenden Kinder dann einen Aufforderungscharakter zum Spielen und Ordnen habe. Etwas kreative Unordnung, ein zerlegtes Puzzle z.B. – schadet also nicht! Am besten nicht alles abends in Ikea-Kisten verstauen, sondern ansprechend drapieren.
Und eine schöne Musik- oder Märchen-CD bindet Kinder auch für eine ganze Zeitlang.🎶
Erfahrungsbericht mit einem 1 1/2-Jährigen
🎈 Mein kleiner Enkel sitzt mir gegenüber auf seinem Stühlchen und lacht. Er sieht mir zu, wie ich das Gemüse für das Mittagessen schneide. Mal schnalzt er mit dem Einweggummi, den ich über sein Tischchen gespannt habe, mal bekommt er einen Kochlöffel oder ein Döschen o.ä. zum Auf- und Zuschrauben oder -klappen.
Ansonsten beobachtet er aufmerksam, wie ich Karotten, Lauch, Paprika oder anderes schneide, hört mir zu und brabbelt. Manchmal darf er etwas probieren oder er puhlt in einem Zucchini-Stückchen. Kochenszeit.🌻
Ruhig und doch abenteuerlich vergeht so der Tag: Abholzeit, Kochenszeit, Essenszeit, Schlafenszeit, Spielplatzzeit, Aufräumzeit, Essenszeit, Heimbringzeit.
🌻
💛 Wir haben das Glück, dass wir uns auf dem Spielplatz immer mit derselben befreundeten Familie verabreden können.💛
Es gibt kein „Du musst…“ oder „Wir müssen…“. Es bricht immer wieder eine neue „Zeit“ an. Und um den Übergang von einer Phase in die nächste zu erleichtern,
können wir uns ein Liedchen ausdenken und dies wie ein Ritual jeweils singen: „Es ist Aufräumzeit….“ oder „Heia, heia, schlafe wohl…“🌻
So lernt das Kind, jede „Zeit“, bzw. jede „Phase“ für sich zu schätzen und achtsam und bewusst zu leben und zu genießen. In jeder Aktivität können aufregende Dinge geschehen; gleichzeitig findet jede Phase ihren Abschluss und mündet in die nächste – wie die Jahreszeiten. Das schafft Sicherheit und Vertrauen: Ich weiß, was jetzt als nächstes kommt und alles hat seine Zeit.
Regelmäßige Mahlzeiten spielen hierbei eine ganz besondere Rolle und sollten in jedem Fall soweit wir möglich gemeinsam eingenommen werden. Und wenn ein Geschwisterkind später heimkommt, dann setzt sich ein Elternteil dazu: Jetzt ist für dieses Kind Essenszeit.🌻
Natürlich kann dieser Rhythmus auch mal verändert werden – Ausnahmen bestätigen die Regel und verhindern, dass etwas zu starr wird. Doch dann ist es schön, wenn es wieder so ist wie immer.🌻
Rhythmus und Rituale stärken Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl und damit die Resilienz unserer Kinder.🎈
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Eine Mutter erzählt:
Der 5-jährige Bjarne ist total tierbegeistert. Er hat vor kurzem einige ältere, gemalte, fast schon zoologische Bücher bekommen, die ihn sehr fesseln und die er regelrecht studiert: Er vergleicht Tiere, lässt sich Namen, Größe und Herkunft vorlesen, zählt Punkte auf Rehkitzen usw.
Wie alle seine Geschwister besucht er derzeit keine Einrichtung.
Braucht man überhaupt eine spezielle Vorschul-Förderung?, fragt sich seine Mutter. Wenn wir ihn so interessiert und konzentriert sitzen sehen, dann können wir ihr wohl guten Gewissens beipflichten: Nein.