„Meine Tochter hat keine Lust mehr zu lernen“, klagt eine Mutter. Auf die Frage nach dem Alter der Tochter antwortet die Mutter: „9“.
Rubikon – ein wichtiger Schritt in der Ich-Entwicklung eines jungen Menschen mit ungefähr 9 Jahren, der oft mit Ängsten, Albträumen, Einsamkeitsgefühlen und Lustlosigkeit oder auch Langeweile einhergeht. Manche Kinder trauen sich nun nicht mehr in den Keller, andere brauchen nachts wieder ein Licht oder sie sehen plötzlich ein Monster unter ihrem Bett.
Das Thema Tod taucht oft auf und das Buch „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren (der dieses Thema behandelt) ist in diesem Alter sehr beliebt. „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner behandelt die Frage nach den eigenen Eltern, „Emil und die Detektive“ zeigt Kinder auf, die sich selbst in der Gemeinschaft helfen können, „Pippi Langstrumpf“ zeigt ein patentes Mädchen, das keine Angst hat und die Widrigkeiten des Lebens meistert. Das Alte Testament zeigt auf, wie die ersten Menschen auf der Erde lebten.
Diese und ähnliche Geschichten können Kinder in ihrer Entwicklung um das 9. und 10. Lebensjahr unterstützen und werden von Kindern in diesem Alter deshalb normalerweise geliebt.
Viele Mädchen finden in dieser Zeit Trost in Pferden, manche Kinder wollen alles durschauen und lieben Detektivspiele und gründen Clubs und kleine Banden.
Der Rubikon war ein Grenzfluss, an dem sich Gallien und das Römische Reich berührten. Caesar überschritt diesen Fluss angeblich mit den Worten: „Alea iacta est“ (Die Würfel sind gefallen).
Der Name bezeichnet also einen entscheidenden Schritt, der nicht mehr rückgängig zu machen ist – deshalb bezeichnete Rudolf Steiner diesen Entwicklungsschritt als „Rubikon“ (genaueres unter https://www.waldorf-ideen-pool.de/Schule/uebergreifend/paedagogik/kindesentwicklung/rubikon/der-rubikon—ein-meilenstein-der-ich-entwicklung
Die Waldorfpädagogik vergleicht die Situation, in der sich das Kind in diesem Alter befindet, auch mit dem Hinauswurf von Adam und Eva aus dem Paradies. Das Kind verlässt nun endgültig sein Kindheitsparadies und kommt auf der Erde an. Es nimmt bekannte und vertraute Dinge plötzlich anders und auf oft schmerzhafte Weise realistisch wahr. „Mama, du hast ja graue Haare“ oder „Der … ist dick!“ sind Aussprüche, die wir von Kindern in diesem Alter oft hören – sie nehmen das nun plötzlich wahr und es ist keinesfalls böse gemeint!
Die Welt der Märchen und des unbeschwerten, oftmals verträumten Kinderglücks ist nun endgültig vorbei.
Die Waldorfpädagogik schlägt für diese Lebens- und Gemütslage vor, dem Kind Tätigkeiten anzubieten, die es für sein „Leben auf der Erde“ braucht: Ackerbau (also etwas ansäen oder anpflanzen), Hausbau (z.B. eine Hütte bauen, sein Zimmer neu gestalten oder eine Nachbildung der eigenen Behausung zu gestalten) und Handwerk (Handwerker in der Umgebung kennen lernen, selbst etwas Handwerkliches herstellen). Zuhause könnten wir noch Kochen und Backen hinzufügen.
Das obige Mädchen war übrigens nicht untätig gewesen, nur weil es „nichts für die Schule getan“ hatte. Sie hatte vielmehr ihr Zimmer umgeräumt und einen Plan für eine Hütte im Garten gemacht, Samen für Kohlrabi gesät und etwas mit ihrer Freundin gekocht – sie hat also intuitiv genau das getan, was gerade für ihre Entwicklung gut ist.
Als ihre Mutter das hört, lehnt sie sich entspannt zurück – sie muss sich keine Sorgen machen. Im Gegenteil: Dadurch, dass sie ihrer Tochter den Freiraum gelassen hat, das zu tun, was ihr jetzt gerade gut tat, hat sie zu deren gesunder Entwicklung beigetragen.
Typisch für diese Zeit ist auch, dass Kinder nun vieles genau wissen wollen und die Welt nun mit Interesse wahrnehmen. Sie sind nicht mehr ganz in die Welt eingetaucht, sondern können sich Menschen und Gegenständen nun gegenüberstellen. Ein Verständnis für Grammatik entsteht und im Rechnen zeigen schriftliche Rechenverfahren, wie man praktisch mit größeren Zahlen umgeht.
Bis zur Pubertät folgt nun eine Zeit, in der die Kinder sehr vieles lernen und entdecken wollen und können.

Dr. Emotos Reisexperiment: Die Bedeutung von Dankbarkeit – dies kann man auch auf Menschen übertragen, da der Mensch zu 70% aus Wasser besteht.

Bei anhaltenden Lese- und Rechtschreibproblemen (bis hin zur Legasthenie), auch bei häufigen Kopf- oder Rückenschmerzen und/oder Konzentrationsproblemen, kann man das Kind oder den Jugendlichen auf Winkelfehlsichtigkeit testen lassen. Mit einer Prismenbrille plus individuell abgestimmtem Visualtraining bei einem Verhaltens- oder Funktionaloptometristen (kein „Sehtraining“ – der Augenarzt sagt zumeist, es sei alles in Ordnung!) können die betroffenen Kinder und Jugendlichen oft enorme Verbesserungen erzielen. 
https://www.kindundsehen.de/seh-l%C3%B6sungen/funktionaloptometrie-und-visualtraining/

Eine Liste spezieller Funktionaloptometristen findet man unter: 
https://www.boaf-eu.org/find-behavioralfunctional-optometrist/ 

(auf der Website runterscrollen, dann findet man die Adressen nach PLZ geordnet)


Ein Artikel aus dem Jahr 2021 –

Wir versuchen unseren Kindern derzeit traumatische Situationen zu ersparen:
PCR-Test, Absonderung in der Schule, Quarantäne, Diffamierung, Beleidigung, Mobbing, lautes Schimpfen u.Ä.
Leider wird uns dies nicht immer gelingen. Wir sind nicht immer anwesend und wir können unser Kind nicht immer beschützen. Eine Ergotherapeutin erzählte, dass vermehrt Schulanfänger und Grundschulkinder in ihre Praxis kommen würden. Der Grund sei Unruhe, Konzentrationsprobleme, schnelles Weinen, Aggressivität. Die Kinder kämen mit der neuen Normalität nicht zurecht. Eine Nachhilfelehrerin erzählte, dass sie an einem Tag mehrere Kinder unterrichtete, die ihr erzählten, dass sie derzeit viele 6er schreiben würden, weil sie sich nicht konzentrieren könnten. Dazu kommt vermehrtes Bettnässen, Einschlafstörungen, Depression u.ä. bis hin zum Selbstmordversuch.
Deshalb möchte ich im Folgenden einige Hinweise geben, wir wir unseren Kindern helfen können, gut durch diese Krise zu kommen und mit belastenden und
traumatischen Situationen umgehen zu können.

Auf meinem ersten Vortrag in Augsburg habe ich dargestellt, wie wir Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl in unserem Kind aufbauen können. Das schafft in unseren Kindern Resilienz, also eine innere Widerstandskraft. Man muss bedenken, dass Kinder dünnhäutiger sind als Erwachsene und durchlässiger für äußere Einflüsse. Sie sind schutzbedürftig. Und je jünger sie sind, umso weniger Erfahrungen im Umgang mit schwierigen Situationen haben sie und umso weniger Bewältigungsmöglichkeiten konnten sie dafür entwickeln.

Doch Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl lassen sich nicht über Nacht aufbauen!

In der jetzigen Zeit ist es m.E. hilfreich, einige Erkenntnisse aus der Traumaforschung zu kennen. Auch eine schwere körperliche Verletzung wie bei einem Unfall kann übrigens ein Trauma sein. Im Folgenden sprechen wir aber von seelischen Verletzungen.

In Anlehnung an eine viel zitierte Definition von Fischer und Riedesser kann man ein Trauma bezeichnen als ein „vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt“ (Fischer/ Riedesser 2009, S. 395).


Derartige lebensbedrohliche Situationen hat es in der Geschichte der Menschheitsentwicklung immer gegeben – für Menschen aus Urzeiten war dies z.B. die Begegnung mit einem wilden Tier -, und der Körper des Menschen ist dafür ausgestattet.

In einer derartigen als lebensbedrohlich erlebten Situation werden alle zum Überleben nicht nötigen Gehirnfunktionen heruntergefahren – das Denken wird also abgeschaltet und auch das Schmerzempfinden wird ausgeschaltet. Mit Hilfe archaischer, tief im Hirnstamm verankerter Muster kommt es zu reflexartigen Verhaltensweisen. Welche von diesen der Betroffene in diesem Moment auswählt, hängt vor allem von seinen früheren Erfahrungen ab.

Wenn einer unserer frühen Vorfahren z.B. einem Säbelzahntiger begegnete, blieben ihm drei Möglichkeiten, dem sicheren Tod zu entkommen: Er stellt sich dem Kampf (fight) in der Hoffnung, den Angreifer zu besiegen oder er versucht zu entkommen (Flucht-flight) oder er stellt sich tot bzw. erstarrt (freeze)

Diese drei Reaktionsweisen stehen uns in einer traumatischen Situation zur Verfügung.


Zwei Reaktionsweisen sind aktive Reaktionen und zeigen noch eine gewisse Handlungsfähigkeit: Kampf (fight) oder Flucht (fight).

Wenn dadurch aber kein Entkommen aus der Situation möglich ist, gerät der Betroffene in eine „traumatische Zange“ (Huber 2005) und es tritt eine Erstarrung (freeze) als Schockstarre ein, die dem archaischen Überlebensmuster Totstellen oder Aufgeben/ Vorbereitung zum Sterben entspricht. Diese Erstarrung hat schwerwiegendere Folgen für die Psyche, weil diese Ohnmacht im Gehirn gespeichert wird: „Ich kann mir nicht selbst helfen.“


Ein wichtiger Faktor ist auch, dass alle Einzelheiten während eines traumatischen Geschehens wie die Sinneseindrücke, die Körperhaltung, die Beziehungsaspekte, die Körperempfindungen und das Verhalten fragmentarisch gespeichert werden. Sie können später Auslöser (Trigger) dafür sein, dass der Betroffene das Ereignis als „Flashback“ innerlich noch einmal erlebt und die ganze Palette der damaligen Körperreaktionen hervorgerufen wird.


Da das Trauma durch die Trigger immer wieder an die Oberfläche drängt, gleichzeitig aber nicht integriert werden kann, kommt es zu verschiedenen Körperreaktionen, die klinisch posttraumatische Belastungsreaktionen oder -störungen genannt werden.

Je früher die Traumatisierung stattfindet, je jünger der Betroffene, bzw. das Kind ist, umso stärker sind die Auswirkungen von Traumata:
-die Schutzbedürftigkeit und die Abhängigkeit ist so groß
-die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten sind noch so gering
-es konnten sich noch so wenige gesunde Ressourcen ausbilden, und die Gehirnstrukturen sind noch so wenig ausgeprägt und so fragil und entwickeln sich nun mit und auf Grundlage dieser Traumaerfahrung weiter.

Auch die Dauer der Traumatisierung (z.B. bei Vernachlässigung im Kleinkindalter oder in unserem Fall das lange Anhalten der Corona-Maßnahmen) und die Häufigkeit der Wiederholung (z.B. bei sexuellem Missbrauch, aber auch bei Mobbing und Diffamierung) spielen eine wichtige Rolle.

Es gibt auch eine Hierarchie in der Schwere verschiedener traumatischer Situationen:

Wenn die Traumatisierung durch einen oder mehrere Menschen geschieht („man- made“), sind die Auswirkungen stärker, als wenn sie nicht von einem Menschen
ausgeht wie z.B. bei einer Naturkatastrophe oder einem Unfall, weil wir als soziale Wesen darauf angewiesen sind, den Mitmenschen zu vertrauen und weil dieses Vertrauen in der Tiefe zerstört wird.
Besonders dramatisch ist es, wenn die Traumatisierung von einer engen Bezugsperson ausgeht, weil damit das Vertrauen sogar in die Menschen erschüttert wird, die sonst für den Schutz zuständig sind.
Die engsten Bezugspersonen eines Kindes sind nach Familie und Verwandten für viele Kinder Klassenlehrer(in) und andere Lehrer(innen)!
Es kann also sein, dass unser Kind jetzt:

  • schnell aggressiv reagiert („fight“)
  • sich körperlich zurückzieht, „abhaut“ („flight“)
  • phlegmatisch wird bzw. trotz körperlicher Anwesenheit doch innerlich abwesend ist, evtl. sogar erstarrt („freeze“)

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wir können froh sein, wenn unser Kind die Strategie „fight“ gewählt hat. Auch wenn das für Eltern sehr anstrengend ist, bleiben wir zumindest in Kontakt, auch wenn es eine Auseinandersetzung ist. Wenn das Kind äußerlich oder innerlich entschwindet, ist dies wesentlich schwieriger.


Das klingt sehr dramatisch und viele besorgte Eltern werden sich fragen: Was können wir jetzt tun? Auf was kann ich achten? Gibt es neben psychotherapeutischer Hilfestellung auch pädagogische Maßnahmen, die wir als Familie umsetzen können? Welchen Beitrag können wir selbst leisten?

Sofortmaßnahmen

Wenn unser Kind konkret ein schlimmes (z.B. demütigendes, schmerzhaftes…) Ereignis erlebt hat, empfehlen sich folgende Sofortmaßnahmen:
-körperliche Nähe, um die Erstarrung zu lösen: Erinnern wir uns daran, wie sich fremde US-Amerikaner nach dem Trauma am 11. September 2001 umarmten!
Nicht jedes Kind lässt das zu, aber wir können Offenheit signalisieren, da sein, bereit sein, z.B. untätig herumsitzen, sodass sich das Kind bei Bedarf auf den Schoß setzen kann, abends noch lange am Bett sitzen, das Kind wieder mit im Elternbett schlafen lassen, wenn es das möchte
-Überkreuz-Übungen, um die körperlichen und seelischen Anteile wieder zu integrieren: Händeklatschspiele, über Kreuz hüpfen (z.B. auf dem Straßenpflaster), Seil schwingen, mit Augen/Kopf/Hüfte/einem Bein die liegende 8 bilden, anthroposophisches Formenzeichnen mit vorwärts- und rückwärts-Bewegungen, tanzen, …
-Rhythmus: Wiedereingliederung in den gewohnten Tagesrhythmus und besondere Pflege desselben, um dem Kind durch die Tagesstruktur Halt zu geben; rhythmische Fingerspiele, Lieder, Reime, Sprüche. Dies kann helfen, das Kind aus der Schockstarre herauszuführen und wieder in einen ausgeglichenen Atemrhythmus zu bringen. (2)
-Bachblüten „Notfalltropfen“: eine sanfte naturmedizinische Art und Weise, wieder zu sich zu kommen. Nach einer akut belastenden Situation wirken einige Tropfen Bachblüten oft Wunder.


Dies sind Akut-Maßnahmen, die wenige Minuten in Anspruch nehmen und die wir möglichst SOFORT nach einer verletzenden/traumatischen Situation ergreifen können. Das Kind muss sich dessen überhaupt nicht bewusst werden.
Wir können z.B. wenn wir das Kind abholen, es erst ein Weilchen in den Arm nehmen oder auf dem Schoß wiegen (wenn das Kind das möchte und zulässt), dann im Auto ein Lied singen oder einen Spruch sagen, den das Kind sowieso kennt und gerne mag. Beim Heimlaufen über Kreuz über die Pflastersteine hüpfen und/oder mal stehen bleiben und ein Klatschspiel machen. Das wird vielleicht nicht so einfach gelingen, aber vielleicht lässt sich das Kind aus seiner Schockstarre oder Lethargie herausholen.

Weitere, auch längerfristige Maßnahmen

-gesunde Ernährung: auf die Ernährung achten; nicht: „Jetzt ist es sowieso egal, wir gönnen uns was Ungesundes“, sondern jetzt erst recht den Körper gut nähren.
Etwas Leckeres und Gesundes, aber natürlich etwas, das das Kind gerne mag. Z.B. biologisches Obst und Gemüse, wenn möglich in demeter-Qualität. Denn je natürlicher der Anbau war, desto mehr heilende Kräfte der Natur gelangen in den Körper.

-Bewegung in der Natur/Sonne, spazieren gehen:
Hier werden drei heilsame Elemente miteinander verbunden:

  1. Durch Bewegung kommt man aus der Schockstarre/Lethargie heraus und baut Aggression ab. Durch Laufen kommen wir wieder in einen Rhythmus, aus dem wir durch das traumatische Erlebnis herauskatapultiert wurden
  2. Natur: Wir können uns mit den heilsamen Kräften der Natur verbinden. Bäume haben dabei eine besondere Kraft. Die Luft im Wald ist sehr sauerstoffreich, extrem staubarm und angereichert mit pflanzlichen Botenstoffen, den Terpenen. Diese Terpene, kombiniert mit dem Duft der Mikroben im Waldboden, wirken auf uns wie eine natürliche Aromatherapie und haben noch dazu den Effekt der Stärkung unseres Immunsystems.
    Gleichzeitig tauchen wir in den Rhythmus der Jahreszeiten ein und erleben Wachsen und Verwelken. Das stärkt unser Vertrauen in die Mutter Erde. Wir
    erden“ uns. In der Natur können wir die Kräfte des Himmels und der Erde gleichermaßen in uns aufnehmen und uns mit ihnen verbinden.
    Unsere Wahrnehmung wird auf das Schöne, Gute und Wahre gerichtet. Wenn wir jeden Tag denselben Weg gehen, können wir unseren Blick auf die jahreszeitlichen
    Veränderungen richten und in den jahreszeitlichen Rhythmus eintauchen (2).
  3. Sonne/kosmische Kräfte: Gerade im Herbst brauchen wir das Licht und die Wärme der Sonne. Lassen wir schönes Wetter nicht ungenutzt! -Spielen lassen – kein Stress: nach einer als traumatisch erlebten Situation kann das Kind nicht lernen. Stress, anstehende Verpflichtungen („wir müssen…“) und ungeliebte Anforderungen sind jetzt Tabu. Der Körper muss die aufgespaltenen Seelenanteile wieder integrieren und das Erlebte verarbeiten. Alles, wo es wieder „loslassen“ kann und aus der Schockstarre bzw. der Lethargie herauskommt, ist jetzt förderlich.
    Wenn wir allerdings sehen, dass unser Kind immer wieder monoton dasselbe spielt, sollten wir versuchen, es dort rauszuholen.
    (Wenn unser Kind z.B. nur noch mechanisch ein Auto immer wieder vor und zurück fahren lässt, können wir uns dazusetzen und es in ein Spiel verwickeln, wo das Auto auch woanders hin fährt. Wenn unser Kind mit der Kasperlepuppe immer dieselbe ausweglose Szene spielt, können wir mit einer anderen Kasperlepuppe die Situation behutsam zu einem positiven Ende bringen u.ä.)

-kreativ sein: Suchen wir etwas, das unser Kind sonst immer gern gemacht hat. Einem Kind, das gern mit Holz werkelt, können wir jetzt Holzarbeiten ermöglichen und z.B. die Werkbank an einen geeigneten und gut zugänglichen Ort stellen. Wir können eine einfache Strick- oder Häkelarbeit beginnen, mit Wasserfarben malen
u.ä. (3) Einem Kind, das gern mit Papa spazieren geht, bieten wir Spaziergänge mit Papa an. Versuchen wir, soviel „alte Normalität“ wie möglich herzustellen. Knüpfen wir
an Vergangenes an. Beobachten wir unsere Kinder genau. Welche Veränderungen stellen wir fest? Schreiben wir uns das auf.
Und wenn wir sehen, dass es Momente gibt, in denen sich die Schockstarre löst bzw. das Kind aus seiner Lethargie herauskommt und wenn es wieder aus ganzem Herzen lacht, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Wir dürfen das Kind aber nicht „ziehen“.

Wir Eltern können:

  • Gelegenheiten bieten, indem wir z.B. laufen statt mit dem Auto fahren, sodass wir Gelegenheit zum Gespräch haben
  • eine entsprechende Umgebung schaffen: Holz, Ton, Wachsmalkreiden, Wasserfarben, Kasperlepuppen u.ä. ansprechend bereitstellen
  • eine gesunde Mahlzeit kochen
  • Stress und Anspannung rausnehmen. das Kind bei Bedarf einen oder mehrere Tage von der Schule zuhause lassen, die Hausaufgaben nicht erledigen und darunter schreiben, dass dies an diesem Tag nicht möglich war
  • anwesend sein: Hausarbeiten in der Nähe des Kindes erledigen und somit jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Und wenn uns dies nicht
    möglich ist, dann eine Person des Vertrauens miteinbeziehenGemeinschaft pflegen: sich mit Freunden treffen, gemeinsam wandern, singen, spielen…
  • vorlesen: vertraute Momente schaffen, durch Geschichten dem Erlebten andere Bilder entgegensetzen; auch die Auswahl des Buches bzw. der Geschichte ist wichtig: Wie erging es dem Romanhelden? Wie fühlte er oder sie? Wie ist er oder sie mit schwierigen Situationen in seinem Leben umgegangen? (4)
  • singen und gemeinsam musizieren und die eigene Umgebung damit in eine heilsame Schwingung bringen (5)

Svenja Herget, November 2021


1) www.homeschooling-wagen.org/vortraege/
2) s. www.homeschooling-wagen.org/homeschooling-und-lerngruppen/
Text „Rhythmen und Rituale“
3) s. www.homeschooling-wagen.org/faecher/ Text „Malen und Plastizieren“
4) s. www.homeschooling-wagen.org/homeschooling-und-lerngruppen/
Text „Eine Auswahl guter Kinder und Jugendbücher“
5) s. www.homeschooling-wagen.org/homeschooling-und-lerngruppen/
Texte „Musik-Singen“ und „Musizieren“
Literatur:
Fischer, G., Riedesser, P.: Lehrbuch der Psychotraumatologie. München 2009.
Huber, Michaela: Trauma und die Folgen, 2005
Hüther, Gerald: Biologie der Angst, Göttingen 2012
Ruppert, Franz: Seelische Spaltung und innere Heilung, Stuttgart 2014


„Mama, ich möchte gern ein Meerschweinchen (Hund, Katze, Hasen, …) haben“,
bitten die meisten Kinder irgendwann ihre Eltern.
Die Eltern zögern oft: Haben wir genug Platz? Wer übernimmt die Pflege des
Haustiers? Was machen wir mit dem Tier, wenn wir in den Urlaub fahren? Mit der
Anschaffung eines Haustiers übernimmt die Familie Verantwortung für ein neues
Familienmitglied für viele Jahre. 👪 🐕
Natürlich ist es ein Unterschied, ob es ein Kleintier wird wie ein (oder zwei)
Meerschweinchen oder Hasen oder ob man einen Hund anschafft oder einer Katze
ein Zuhause gibt. Oder einem ganz anderen Tier. 🐕 🐈 🐇
Kleintiere wenden sich dem Menschen mehr zu, wenn sie alleine sind, gleichzeitig
ist es für sie selbst schöner, einen Gesellen zu haben.
Mit einem Haustier lernt ein Kind, Verantwortung zu übernehmen, auf die
Bedürfnisse eines Tieres Rücksicht zu nehmen und es entsprechend zu pflegen
und zu füttern. Diese Erfahrung ist ein großer Schatz in der Entwicklung eines
Kindes und trägt zu einem gesunden Selbstbewusstsein bei: Auch wenn ich noch
klein bin, kann ich schon für jemanden (mein Haustier) sorgen! Auch wenn das Tier
nicht sprechen kann – ich weiß, was es braucht. Und ich kann seine Bedürfnisse
und oft auch Empfindungen an seinem Verhalten ablesen.🌿
Das Tier dankt es dem Kind mit seiner Zuneigung, Zuwendung und Freundschaft.
Kinder können ihre Gefühle mit dem Tier teilen, und in Momenten der Traurigkeit,
Einsamkeit oder Wut spendet ein kuscheliges Tier auf dem Schoß Trost. Mein
Haustier versteht mich!🌿
In der jetzigen Zeit, in der die meisten Menschen mehr Zeit in der eigenen Familie
verbringen (müssen), kann ein Haustier eine besondere Bedeutung gewinnen.
Kinder, die jetzt z.B. von der Schule zuhause bleiben, können hier eine neue
Aufgabe übernehmen, zumal ein Haustier gerade in der Anfangszeit besonders viel
Fürsorge benötigt.🌿
In der Coronazeit werden den Kindern viele Möglichkeiten und Aktivitäten
GENOMMEN und mit der Aufnahme eines Haustiers kann ihrem Leben auch
etwas GEGEBEN bzw. geschenkt werden.☀

Zu einem bisher in Deutschland völlig unüblichen selbstbestimmten Homeschooling stellen sich mehrere Fragen:

Wie kann ich das rechtlich ermöglichen?

Wie kann ich meinem bzw. wir unserem Kind den Lernstoff beibringen?

Wer kann uns beim Homeschooling helfen bzw. wer kann unser (zumeist jüngeres) Kind betreuen, wenn wir Eltern außer Haus arbeiten?


Rechtlich können wir nur den Spielraum nutzen, der uns gerade aufgrund der
aktuellen Lage oder der individuellen Situation gegeben ist. Hierfür kann und
möchte ich keine allgemeinen Empfehlungen geben, stehe aber für persönliche
Gespräche gern zur Verfügung.
Auf die zweite Frage gebe ich Informationen und Ideen in Texten und Videos in
meinem Telegram-Kanal und mit der Materialliste auf dieser Homepage.
Doch wie kann eine Familie eine Kinderbetreuung oder gar Homeschooling
bewerkstelligen, wenn beide Eltern arbeiten?
In Gesprächen merke ich immer wieder, wie sehr wir in der Vorstellung gefangen
sind, Betreuung müsse formal-rechtlich organisiert und versicherungstechnisch
einwandfrei abgesichert sein. Dementsprechend sind Tagesmütter oft sehr schwer
zu finden.
Seit dem Frühjahr 2020 hat sich vieles verändert. In einem Herbstgedicht schrieb
Rainer Maria Rilke:
„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“
Wie ein überraschend eintreffender Winter kam der Lockdown 2020 über uns.
Noch zwei Wochen zuvor waren Gerüchte über eine drastische Einschränkung des
öffentlichen Lebens von der Regierung als Fake News gebrandmarkt worden!
Der Satz „Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben“ wurde auf traurige Weise war.
Für viele alleinstehende Menschen war die Zeit des Lockdowns deshalb eine sehr
schwierige Zeit. Vielen wurde ihr Alleinsein plötzlich auf bedrückende Weise
bewusst und sie fühlten sich sehr einsam.
Doch auch die Zeit danach ist von einer „neuen Normalität“ geprägt, die für viele
Alleinstehende schwierig ist: Konzerte, öffentliche Veranstaltungen und Feste, bei
denen Menschen sich begegnen, finden kaum statt. Auch im Alltag gelingt es
weniger, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen: Beim Einkaufen finden
durch die Maske kaum mehr zufällige Gespräche statt. Gerade ältere Menschen
vertrauen oft auf die Berichterstattung in den Medien und haben zum Teil große
Angst vor Ansteckung. Viele bleiben deshalb auch nach dem Lockdown vermehrt
zuhause. Durch die verringerten sozialen Kontakte haben sie oft niemanden, der
ihnen die Angst nimmt.
Gleichzeitig wird vielen Menschen die enorme Veränderung der Gesellschaft und
ihrer Werte bewusst. Nichts scheint mehr so zu sein wie vorher. Das kann Angst
und Ohnmachtsgefühle erzeugen. Gleichzeitig werden neue Kräfte freigesetzt.
Der israelische Soziologe Aaron Antonovsky hat aufgrund von Studien mit
Holocaust-Überlebenden den Begriff der Salutogenese („Erhaltung der
Gesundheit“) geprägt. Demnach sind drei Faktoren zur Erhaltung oder Erlangung
der geistigen, seelischen und körperlichen Gesundheit wichtig:
Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Handhabbarkeit.
Diese drei Faktoren kann man dem Denken (verstehen), dem Fühlen (einen Sinn
finden) und dem Handeln (handhaben können) zuordnen.
Auf die jetzige Situation übertragen könnte man kurz zusammengefasst sagen:
Menschen können die derzeitige Krise dann gut überstehen und gesund bleiben,
wenn sie das, was um sie herum und was in ihrem Inneren geschieht, verstehen,
wenn sie (darin) einen Sinn für ihr Leben finden können und wenn sie damit
umgehen können, also das Leben im allgemeinen und die spezielle Situation im
Besonderen handhaben können. Das gilt für uns und für unsere Mitmenschen.
Es gibt nicht wenige Menschen, die sich jetzt neu orientieren und mehr oder
weniger bewusst einen neuen Sinn für ihr Leben suchen. Der seit der
Nachkriegszeit propagierte Wert des Besitzens und der Gütervermehrung scheint
mit einem Schlag mit der Coronakrise ausgedient zu haben.
Es gibt nicht wenige Menschen, die verunsichert sind und sich fragen, wie sie mit
dieser neuen Situation umgehen können, die also Möglichkeiten suchen, sinnvoll
tätig werden und sich einbringen zu können. Und es gibt Menschen, die arbeitslos
geworden sind oder die sich vielleicht beruflich verändern wollen.
Ich schreibe dies, um euch Eltern zu ermutigen, Menschen anzusprechen
und ihnen von euren Sorgen und Problemen und von eurer Suche nach
Betreuungshilfen für eure Kinder zu erzählen und sie um Hilfe zu bitten.
Ich selbst kenne viele Menschen, die in dieser Krise einen Beitrag leisten möchten.
Der Begründer der gewaltfreien Kommunikation Marshall Rosenberg nennt – neben
vielen anderen Bedürfnissen wie Vertrauen, Rücksicht, Selbstbestimmung,
Wertschätzung und anderen – auch „Beitrag leisten“ als Grundbedürfnis eines
jeden Menschen. Eine meiner Nachbarin ist Ende 50 und frühpensioniert und ihre
ganze Freude sind „ihre“ erwachsenen geistig Behinderten, die sie ehrenamtlich
betreut.
Kinder tun den Menschen gut. Ihre Unbekümmertheit, ihr Vertrauen, ihre Freude
erfrischt uns, lässt uns unsere Sorgen vergessen und schenkt uns Vertrauen in die
Zukunft. Studien zeigen auf, dass Kinder die beste Demenzprophylaxe darstellen!
Wenn sich unsere älteren Nachbarn oder die Großeltern unserer Kinder von der
herrschenden Angstmache nicht anstecken lassen und es für sie kein Problem
darstellt, unsere Kinder zu betreuen, dann ist das wunderbar! Es ist das beste
Alter! Prof Bhakdi wiederholt ständig, dass hohes Alter nur bei mehreren
Vorerkrankungen ein Risiko für Covid-19 darstellt. Wenn sie das möchten, könnten
sie sogar bei der Beschulung mithelfen. Ich habe den Kanal und die Website
„Homeschooling wagen“ extra gegründet, damit Eltern (und Großeltern!), die
bisher noch keine Erfahrung darin haben, ihre Kinder selbst zu beschulen, Ideen,
Anregungen, Fachinformationen und Materialvorschläge bekommen können.
Außerdem stehe ich für persönliche Fragen jederzeit gerne zur Verfügung und wer
möchte, kann auch an den Online-Treffen teilnehmen, die ich regelmäßig anbiete.
Wir können daher die jetzige Zeit nutzen, um vorzusorgen und mit unseren
Nachbarn Kontakt aufzunehmen. Wem kann und möchte ich vertrauen? Wie
können wir uns gegenseitig stützen und unterstützen?
Meiner Erfahrung nach sind die Menschen offener, wenn sie keine Maske tragen,
daher sollten wir derartige Momente und Orte für Gespräche suchen. Vielleicht
liegt es daran, dass die Menschen durch die erhöhte CO2-Belastung beim
Maskentragen in Panik geraten?
Sprechen wir die Menschen daher in entspannten Situationen an: auf dem Balkon,
bei Sonnenschein, bei einer Begegnung bei einem Spaziergang oder ähnliches.
In seiner Autobiographie „Neger, Neger, Schornsteinfeger“ erzählt Hans J.
Massaquoi von seinem Leben in Hamburg als kleiner dunkelhäutiger Junge
während des 3. Reichs. Während seine alleinstehende Mutter arbeitete, wurde er
von einer einfachen älteren Nachbarin, die verwitwet war und die er „Tante Möller“
nannte, gegen ein geringes Entgeld viele Jahre lang betreut – während der
Vorschulzeit ganztags und später nach dem Schulvormittag, bis seine Mutter
abends nach Hause kam.
Vielleicht finden auch wir eine „Tante Möller“ oder eine „Leih-Oma“ in
unserer Nachbarschaft, mit der wir diese Zeit gemeinsam leben können.
Ich betone immer wieder, dass man nur 1-3 Stunden pro Tag braucht, um den
Kindern den Schulstoff zu vermitteln, der in der Schule gelehrt wird. Und diese Zeit
können wir finden, selbst wenn beide Elternteile arbeiten. Wenn unsere Kinder z.B.
während unserer Arbeitszeit betreut werden, können wir sie immer noch in unserer
Freizeit beschulen. Und vielleicht werden sie ja noch zu echten „Freilernern“, die
sich gern selbst Vieles erarbeiten wollen und uns gar nicht so viel brauchen?
Vergessen wir nicht, dass den Kindern in der derzeitigen Situation in den Schulen
nur wenig Stoff vermittelt werden kann! Zeitlich sind die Lehrkräfte derzeit viel mit
der Umsetzung der Hygienebestimmungen beschäftigt. Und selbst in der
verbleibenden Unterrichtszeit können unsere Kinder unter den derzeitigen
Bedingungen nur sehr wenig lernen, denn ihre Konzentrationsfähigkeit und
Aufnahmebereitschaft sind durch all die Begleitmaßnahmen erheblich
eingeschränkt. Eher besteht die Gefahr, dass unsere Kinder das Falsche lernen:
Anpassung, Hörigkeit, Gehorsam, Distanz, Misstrauen und Angst, dass andere
Menschen gefährlich sind, u.ä..
Wir aber wollen, dass unsere Kinder in einem Klima leben und lernen, das von
Vertrauen, Liebe, Offenheit, Rücksicht und Hilfsbereitschaft geprägt ist.
Wir wollen, dass sie auf ihr Gefühl hören und selbst denken lernen und sich nicht
indoktrinieren lassen.
Wir wollen, dass sie Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
entwickeln und dass sie sich zu gesunden Persönlichkeiten in Körper, Geist und
Seele entwickeln.

Wir alle haben in unserem alltäglichen Leben einen bestimmten Tages- und Wochenrhythmus entwickelt und jeder hat seinen eigenen Rhythmus, selbst die Freiheitsliebendsten, Kreativsten und Flexibelsten unter uns.

Der Tages- und Wochenrhythmus unserer Kinder und ihre äußerlich vorgegebenen Strukturen verändern sich gerade massiv, und viele Rituale, die die Schule und das öffentliche Leben betrafen, fallen weg.
Das vermittelt Unsicherheit. Diese Unsicherheit trifft auf Kinder, die in den vergangenen Monaten in der Schule schon zahlreiche Bedürfnisse unterdrücken mussten und oft gedemütigt wurden, dadurch dass sie Masken tragen, Abstand halten und häufig ihre Hände waschen müssen und indem ihnen das Gefühl vermittelt wird, dass sie für andere Menschen gefährlich seien.

Viele Kinder zeigen jetzt schon Traumafolgestörungen durch die Corona-Maßnahmen.
Ja, die Gesellschaft ist für viele Menschen gerade kein sicherer Ort mehr. Rhythmen und Rituale bieten Sicherheit und Halt. Je psychisch vorbelasteter und anfälliger ein Kind ist, desto wichtiger sind für dieses Kind Rhythmus und Rituale.

Deshalb möchte ich hierzu einige Überlegungen anstellen – zu einer Zeit, in der wir auf das vergangene Jahr zurückblicken und auch auf das kommende Jahr schauen.

Normalerweise geben Arbeit, Schule und Kindergarten, Sportverein, Musikstunden und Kurse Zeiten vor und strukturieren unseren Tag und unsere Woche. Bei manchen kommt noch die Versorgung eines Haustieres, regelmäßige Putzzeiten, eine regelmäßig wiederkehrende geliebte Fernsehsendung, die Gartenpflege, der sonntägliche Gottesdienst, feste Treffen oder ähnliches dazu. Dazu das Einkaufen und die Mahlzeiten, wo jeder seinen eigenen Rhythmus hat: Manch einer kauft häufig ein, ein anderer macht einmal pro Woche einen Großeinkauf. In manchen Familien werden alle Mahlzeiten regelmäßig gemeinsam eingenommen, in anderen Familien isst man nicht immer gemeinsam.

Die Wochentage sind dabei anders als das Wochenende, und auch Samstag und Sonntag unterscheiden sich in den meisten Familien. Früher kehrte ab Samstagmittag mehr Ruhe ein, da die Geschäfte um 13 Uhr schlossen. Heute kann man den ganzen Samstag über einkaufen. Der Sonntag hingegen ist in Deutschland noch gesetzlich geschützt und die Geschäfte sind geschlossen.

Der Rhythmus bezeichnet dabei das regelmäßig Wiederkehrende und umfasst den zeitlichen und örtlichen Rahmen. Rituale betreffen die Gestaltung, „wie wir es immer machen“. Dabei gibt es Gruppenrituale, Familienrituale und Einzelrituale.

Während der Rhythmus dem rhythmischen Ein- und Ausatmen der Lunge und dem rhythmischen Herzschlag entspricht, entspricht das Ritual eher der seelischen Komponente des Atmens und des Herzens: Es lässt entspannt tief atmen und berührt das Herz.

Oft ist der Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus von Ritualen begleitet.

Der Tagesrhythmus und seine Rituale

Abendrituale

Fast jede Familie hat ein bestimmtes Abend- und Einschlafritual, das den Kindern hilft, zur Ruhe zu kommen und sich vom Tagesgeschehen zu verabschieden. Eine vorgegebene Uhrzeit ist hilfreich, eine feste Reihenfolge Ausziehen-Waschen-Zähneputzen und dann im Bett ein tägliches rückblickendes Gespräch über den Tag, eine Geschichte, ein Lied und/oder ein Gebet. Jede Mutter und jeder Vater, die dies pflegen, weiß, wie sehr dieses Ritual das Ins-Bett-Bringen erleichtert. Jetzt kommt dies und jenes – es ist einfach so.

Kinder, die kein derartiges Abendritual haben, rebellieren oft und wollen nicht ins Bett. Der äußere Rahmen muss dann mit viel Kraftaufwand immer wieder neu geschaffen werden.

Wenn der äußere Rhythmus hingegen vorgegeben ist, kann sich der Mensch auf das innere Erleben konzentrieren: auf das Erzählen beim rückblickenden Gespräch, auf die Geschichte, auf das Gebet.

Der wiederkehrende Rhythmus (jeden Abend ungefähr dieselbe Uhrzeit, dasselbe Bett) und das Ritual geben einen Rahmen vor, der Sicherheit schenkt und Ruhe vermittelt. Wie sehr unsere Kinder an diesen Ritualen hängen, sehen wir daran, wie sie oft auf jeden einzelnen Bestandteil bestehen: Wir dürfen die Geschichte nicht weglassen, auch wenn wir vielleicht mal aus irgendeinem Grund „spät dran“ sind. Wir können dann höchstens eine kürzere Geschichte auswählen – aber das Ritual muss „vollständig“ erhalten bleiben.

Unsere Kinder spüren intuitiv, dass ihnen ein regelmäßiger Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus mit den dazugehörigen Ritualen gut tut und deshalb erinnern sie uns immer wieder daran und bestehen oft darauf, dass alles wieder so ist „wie letztes Mal“ oder „wie immer“.

Regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten

Ankerpunkte im Alltag sind die Mahlzeiten. Sie strukturieren den Tag: Je eine Mahlzeit am Anfang und gegen Ende des Tages und eine in der Mitte. Die Familie oder Teile der Familie kommen zusammen. Von da aus geht jeder seinen Weg – um sich zur nächsten Mahlzeit wieder zu versammeln.

Der regelmäßig gleiche morgendliche Ablauf hilft allen, nichts zu vergessen und zur rechten Zeit aus dem Haus zu kommen. Das regelmäßige Frühstück schenkt die Energie bis zur Pause oder bis zum Mittagessen. Dabei hat jeder Mensch seine eigenen Gewohnheiten. Immer dasselbe nährende Frühstück und nicht ständig neu entscheiden zu müssen, was man isst, hilft, die Gedanken auf den Tag zu lenken – „Du weißt doch, was ich morgens mag.“

Das gemeinsame Mittagessen ist eine erste Rückkehr von den verschiedenen Aktivitäten eines jeden Familienmitglieds. Die Erlebnisse eines jeden werden ausgetauscht. Auch hier gibt es zumeist Rituale: Schon die Begrüßung des Heimkehrenden ist von Bedeutung. Es ist nicht egal, dass jemand zur Tür hereinkommt, und es ist ein großer Unterschied, ob das Kind selbst die Tür aufsperrt und dann einfach da ist oder ob die Mutter die Tür öffnet und den Heimkehrenden begrüßt.
Jemand hat gekocht und den Tisch gedeckt. Jedes Familienmitglied hat seinen festen Sitzplatz. Man wünscht sich einen guten Appetit und beginnt gemeinsam. Manche Familien stellen eine Kerze in die Mitte oder sprechen ein Gebet. In manchen Familien verteilt ein Elternteil das Essen, in anderen bedient sich jeder selbst. Jeder darf das essen, was ihm schmeckt.
Wenn diese äußeren Dinge geregelt („regelmäßig“) sind, dann bleibt Raum, Zeit und Energie für das Gespräch. Dann darf das, was jeden bewegt, ausgesprochen werden.

Dasselbe gilt für das Abendessen. In vielen Familien ist das Abendessen die einzige Mahlzeit, bei der alle Familienmitglieder beisammen sind. Auch diejenigen, die den ganzen Tag außer Haus waren, und auch die Kinder, die Nachmittagsunterricht hatten, sitzen jetzt zusammen. In manchen Familien gibt es jetzt die warme Mahlzeit des Tages, in anderen gibt es ein Abend“brot“, vielleicht mit Rohkost oder einem Salat.

Das alles klingt vielleicht sehr idealistisch und ist in dieser idealen Form sicher nicht immer da. Wenn wir uns der Bedeutung dieser Elemente aber bewusst sind, dann können wir immer mehr rhythmische Elemente und Rituale pflegen. Und wir werden sehen, wie unser Familienalltag leichter wird und wir weniger Kämpfe haben und wie gut es v.a. unseren jüngeren Kindern tut.

In einer Familie mit einem regelmäßigen Rhythmus und vielen Ritualen wachsen die Kinder in der Gewissheit auf: „Es ist immer so. Es wird auch morgen so sein. Darauf kann ich mich verlassen.“ Und das vermittelt ihnen ein Gefühl der Sicherheit.

Ausnahmen bestätigen die Regel – das gilt auch hier. „Heute machen wir es mal anders“ – dann ist das etwas Besonderes, und es wird wie ein kleines Fest wahrgenommen, wenn von der Regel einmal abgewichen wird. Eine Regel ist kein starres Regelwerk, sondern eine Stütze für den Alltag. Wenn es aber keine oder nur wenige Regeln und Rituale gibt und Dinge immer wieder anders sind, dann kann man nicht mehr von Regel sprechen und dann wächst das Kind mit einer Gewissheit auf: „Es ist alles unsicher. Ich kann mich auf nichts verlassen. Alles kann jederzeit anders sein.“

Hausaufgaben

Auch für die Hausaufgaben sollte ein fester zeitlicher Rahmen da sein. Hilfreich sind ein regelmäßiger Zeitpunkt (der natürlich an manchen Wochentagen aufgrund anderer Termine abweichen kann) und ein fester Ort (der auch der Küchentisch sein kann).
Das eine Kind bewältigt die Hausaufgaben ohne Mühe alleine an seinem Schreibtisch im Kinderzimmer, das andere hat gern die Mutter in der Nähe oder benötigt vielleicht sogar ihre Unterstützung. Das liegt nicht immer nur am Kind, sondern oft auch an der Art der Hausaufgaben und ihrer Vorbereitung durch den Unterricht!
In jedem Fall ist es wichtig, bei den Hausaufgaben eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln, frei nach Mark Twains Motto „Für mich gibt es wichtigeres im Leben als Schule“.
Manche Lehrer sagen im Unterricht: „Macht den Rest des Arbeitsblattes zuhause fertig!“ Ein schnelles Kind hat dann nur noch wenige Hausaufgabem, ein langsameres dagegen noch sehr viele. Ich persönlich habe meinen Kindern häufig den neuen Lerninhalt noch einmal auf meine eigene Weise erklärt, bevor sie mit den Hausaufgaben begannen (s.a. dazu meine Heftvorschläge auf meiner Website unter „Materialien“). Das kostet zwar Zeit, aber dann gehen die Hausaufgaben oft ruckzuck. Auch kann man mit der Lehrerin vereinbaren, dass man es noch einmal erklärt und das Kind dann nur noch einige Aufgaben machen muss, die es dann aber verstanden hat. Oder man diktiert einfach den Rest.

In keinem Fall sollten die Hausaufgaben die Beziehung zwischen Eltern und Kindern beeinträchtigen!!! Wir Eltern sind keine Erfüllungsgehilfen der Schule!

Keinesfalls sollte ein Grundschulkind mehr als 1,5 Stunden Hausaufgaben täglich machen! Bleiben wir mit den Lehrern im Gespräch und treffen wir bei Bedarf Vereinbarungen, z.B. auch, dass wir ins Hausaufgabenheft schreiben können: nach 1,5 Stunden die Hausaufgaben beendet.

Wochen- und Jahresrhythmus

Auch die Tätigkeiten innerhalb des Wochenrhythmus sind oft von Ritualen begleitet.
Mittwochs fährt jemand vielleicht nach dem Sporttraining immer beim Bäcker vorbei, an einem bestimmten Tag in der Woche holt Papa das Kind von der Schule ab, nach der Musikstunde plaudern wir immer noch mit einer anderen Mutter usw.
Am Wochenende haben die meisten Familien auch eine Art Rhythmus. Wir haben samstagvormittags immer mit unseren vier Kindern gemeinsam geputzt. Jedes Kind hatte seine feste Aufgabe und dann gab es noch kleinere Aufgaben, die beim samstäglichen Frühstück jedes Mal neu verteilt wurden. Sonntags gingen wir viele Jahre lang gemeinsam zum Gottesdienst mit anschließendem Eis- oder Döner-Essen, je nach Jahreszeit.

Dann gibt es die wiederkehrenden Feste und Feiern wie die Geburtstage, Ostern, Advent und Weihnachten. Je mehr wiederkehrende Rituale es da gibt, umso mehr werden diese Feste das Herz erwärmen und in Erinnerung bleiben. Wie wird das Geburtstagskind geweckt – vielleicht mit einem Geburtstagslied? Welche besonderen Momente innerhalb dieses Tages gibt es? Gibt es das Lieblingsessen und den Lieblingskuchen? Vielleicht gibt es eine wiederkehrende bestimmte Dekoration. Auf die Gestaltung der Geburtstage sollten Eltern großen Wert legen, denn es betrifft nicht viele Jahre: Ab dem 12. oder 13. Geburtstag sind Geburtstagsfeiern oft „out“. Doch diese wenigen besonderen Tage und wie diese gestaltet wurden wird in lebenslanger Erinnerung bleiben – positiv oder manchmal auch negativ.

Die zahlreichen möglichen Weihnachtsrituale brauche ich hier nicht aufzuzählen. Adventskalender, Adventskranz und Tannenbaum sind für Kinder ein „Muss“, ebenso wie das gemeinsame Plätzchen-Backen und eine etwas weihnachtlich geschmückte Wohnung oder Haus.
Einen Schatz an Weihnachtsliedern zu kennen, die in der Vorweihnachtszeit und an Weihnachten gesungen werden, lässt den ganzen Körper an der weihnachtlichen Stimmung teilhaben und ist ein Geschenk für die Seele (s. meine Abhandlung über das Singen). In einem christlich geprägten Elternhaus können in der Adventszeit allabendlich Geschichten aus dem Alten Testament vorgelesen werden (hierzu empfehle ich die ansprechende Kinderbibel von Anne de Vries). Manche Familien stellen am 4. Dezember Barbarazweige auf, die dann an Weihnachten blühen. Auch der Nikolaustag am 6. Dezember kann sein Ritual haben.
All diese Rituale zu diesem im Jahreslauf wiederkehrenden Fest sind gut für die Seele. Sie sprechen uns mit allen Sinnen an: riechen, schmecken, sehen, hören und fühlen und vermitteln uns ein Gefühl der Geborgenheit: Obwohl es draußen nun früh dunkel ist und die Sonne wenig scheint, können wir es uns selbst hell und schön machen.
Jetzt einen neuen Rhythmus und neue Rituale finden

Die Corona-Maßnahmen haben unser Leben durcheinandergebracht und uns eines großen Teils unseres Tages- und Wochenrhythmuses und vieler außerhäuslicher Rituale beraubt. Sporttraining und oft auch Musikunterricht fallen aus. Auch arbeiten viele Väter (und auch Mütter) im Homeoffice und sind nun oft den ganzen Tag zuhause. Kinder haben manchmal wechselnden Präsenzunterricht, Distanzunterricht oder sind vielleicht sogar in Quarantäne.

So fällt der alte Tagesrhythmus oft weg, es kann aber auch nur schwer ein neuer Rhythmus gefunden werden, weil sich die Situation häufig und oft kurzfristig ändert.

Der Vater kann sich vielleicht auf Homeoffice einstellen, doch die Schule ändert ihre Vorgehensweise immer wieder. Die Zeitvorgaben für Kinder ähneln damit teilweise denen eines Schichtarbeiters, der erst kurzfristig seinen Dienstplan mitgeteilt bekommt.

Der gewohnte Tagesrhythmus fällt weg

Der Tag wurde bisher durch die Anwesenheitspflicht an der Schule gemäß dem Stundenplan und bis vor einigen Monaten auch durch Sporttraining, Musikunterricht und/oder Hort strukturiert. Vieles davon ist nun weggefallen und damit sind auch die Rituale weggefallen, die damit in Zusammenhang standen oder die in Schule und Hort gepflegt wurden.

Wie können wir damit umgehen?

Versuchen wir trotz der äußeren Unsicherheiten Rituale zu finden, die immer gelten, z.B.:

  • einmal täglich Bewegung, ein Spaziergang, ein tägliches kurzes Gymnastik-, Qi Gong- oder anderes -programm im Wohnzimmer und ähnliches zu einer bestimmten Zeit
  • Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen; evtl. werden die Kinder jetzt mehr ins Kochen miteinbezogen
  • evtl. ein ausgiebiges gemeinsames Frühstück
  • z.B. regelmäßiges tägliches Üben des Instruments
  • dem Abendritual auch bei größeren Kindern (evtl. wieder) eine besondere Bedeutung geben; auch über das Grundschulalter hinaus können wir unseren Kindern (evtl. wieder) Geschichten vorlesen

Hier sind unserer Phantasie keine Grenzen gesetzt und wenn wir uns der Bedeutung des Rhythmus und auch zunächst scheinbar unbedeutender Rituale bewusst sind, werden uns Dinge einfallen, die zu unserer persönlichen Situation passen. Vielleicht können wir auch unseren Partner/unsere Partnerin oder ältere Geschwister miteinbeziehen.

Wir können jetzt auch neue Rituale einführen, an die sich unsere Kinder später erinnern werden als Rituale dieser ganz besonderen Zeit.
Das kann eine einfache Kerze sein, die während der Mahlzeiten nun auf den Tisch gestellt wird. Oder wir bereichern das Abendessen um eine gesunde Rohkost, um unser Immunsystem zu stärken. Oder …
Ich empfehle auch an dieser Stelle wieder das Tagebuch-Schreiben oder in irgendeiner Form das Dokumentieren der Tagesereignisse, einerseits um dem Erlebten und den eigenen Gedanken und Gefühlen einen Ausdruck zu verleihen und auch als persönliches zeitgeschichtliches Dokument für später. Auch das kann zu einem bestimmten Zeitpunkt des Tages stattfinden.

  1. Szenario: Es gibt verschiedene Rhythmen durch Wechselunterricht

An manchen Tagen müssen die Kinder nun zur Schule gehen, an anderen nicht, manchmal gibt es Online-Unterricht oder viele Aufgaben aus der Schule, an anderen nicht usw.

Wir können z.B. zwei verschiedene Rhythmen entwickeln: einen Rhythmus für einen Tag mit Präsenzunterricht, einen anderen – aber wiederkehrenden Rhythmus – für die Tage ohne Präsenzunterricht.

Wir können auch andere Lösungen finden. Wir sollten uns nur bewusst sein, dass dies für unsere Kinder eine sehr schwierige Situation ist, die Unsicherheit erzeugt, auch wenn wir die Auswirkungen nicht sofort merken. Wir können ihnen aber hier viel Halt bieten.

  1. Szenario: Die Schule setzt die Präsenzpflicht aus

Es gibt Überlegungen, den Unterricht auszusetzen oder ganz oder teilweise auf Online-Unterricht umzustellen. Welchen neuen Rhythmus finden wir hier?

Können wir vielleicht selbstständiges Homeschooling machen oder darf unser Kind frei lernen? Dann können wir unseren eigenen Tagesrhythmus aufbauen.
Oder muss es vielleicht stundenlang vor dem Computer sitzen, wie es schon an vielen Schulen in Baden-Württemberg der Fall ist?

Wenn der äußere Rahmen wegfällt, aber trotzdem viele Arbeitsanweisungen aus der Schule kommen, vergessen wir nicht die Work-Life-Balance! Was für uns Erwachsene gilt, gilt für Kinder erst recht!
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder darüber diskutiert, wie man als Erwachsener im Homeoffice „abschalten“ kann: Es gehört zuhause viel mehr Disziplin dazu, die Zeit der Arbeit für beendet zu erklären und die Zeit der Erholung und der selbstbestimmten Freizeit einzuläuten, da die räumliche Zuordnung wegfällt.
Hier sind wir Eltern aufgefordert, den Kindern eine Struktur vorzugeben, ja direkt vorzuschreiben.
Was können wir z.B. tun?
Wichtig ist eine ZEITLICHE BEGRENZUNG der schulischen Distanz-Aufgaben als auch der Hausaufgaben. Ich hatte z.B. eine Zeitlang mit einer Lehrerin vereinbart, dass ich nach einer Stunde Hausaufgaben darunter schreibe, dass mein Sohn in einer Stunde bis hierher gekommen ist. Mehr musste er dann nicht machen. Kinder arbeiten unterschiedlich schnell und die Arbeitsaufträge richten sich in fast allen Fächern immer an die schnellsten und fittesten Kinder in diesem Fach!

Wir können auch einen gesonderten Arbeitsplatz für schulische Arbeiten schaffen, der zu einer bestimmten Zeit verlassen oder umgeräumt wird. Wir können mit einem Ritual die „Arbeitszeit“ beenden (z.B. das Mittagessen oder das Kaffeetrinken, das Ausschalten und Wegräumen des Laptops, mit dem Hund rausgehen….) – ohne schlechtes Gewissen, auch wenn nicht alles erledigt ist!

Abschließende Bemerkungen

Rhythmus heißt nicht, dass der ganze Tagesablauf vorgegeben ist. Im Gegenteil: Kinder brauchen Zeit für Spiel (Zeiten vor dem Smartphone zählen dabei nicht als freies Spiel – auch wenn die Kinder am Smartphone „spielen“).

Eine Situation wie die derzeitige hat es in Deutschland außerhalb von Kriegszeiten meines Wissens noch nie gegeben: Ständig gibt es – völlig unvorhergesehen und oft scheinbar willkürlich – neue Vorgaben, Pflichten und Verbote; wer die „Biderman´s Chart of Coercion“ kennt, weiß, dass das Elemente einer erprobten Foltermethode sind, die Gefangene zutiefst verunsichern und hörig machen sollen.

Ich möchte mit zwei kurzen Ausschnitten des Lehrers und Traumaexperten Bernd Ruf abschließen, dessen Gedanken mir als Anregung für diesen Artikel dienten und die vielleicht Anregung zum eigenen Weiterdenken geben:

„Rhythmus ist Leben. Jede Rhythmusstörung schwächt und führt zu psychischem Unwohlsein. Traumatisierte Kinder leiden unter Störung vieler existenzieller Rhythmen, auf denen unsere physische und psychische Gesundheit beruhen, wie z.B. Verdauungs-rhythmus, Schlafrhythmus, Essrhythmus, Rhythmus von Erinnern und Vergessen, von Anspannung und Entspannung usw. Jede Form der Rhythmuspflege stärkt die Lebenskräfte, die Selbstheilungskräfte und damit das psychische Befinden. Deshalb ist es pädagogisch sinnvoll, mit den Rhythmen des Tages, der Woche, des Monats und des Jahres bewusst erzieherisch zu arbeiten. Auch die rhythmische Gestaltung des Alltags kann zur Traumabewältigung beitragen. Musikalische Rhythmusübungen, Lieder, Verse, rhythmische Spiele, Trommeln, rhythmische Klatschübungen usw. wirken im Traumakontext heilsam und restrukturierend.“

„Nach einem Trauma ist das Leben des Kindes aus den Fugen geraten. Rituale sind deshalb hervorragende Mittel zur Traumabewältigung. Sie schaffen inmitten der traumabedingten inneren Chaotisierung neue Ordnung, Orientierung und Sicherheit im Lebensalltag des Kindes und fördern dadurch den Heilungsprozess. Wichtige Rituale zur Neustrukturierung sind Einschlaf- und Aufwachrituale, Tischrituale, Mittagsruhe, regelmäßige Ernährung sowie eine geregelte und rhythmisierte Tagesgestaltung.“

(zitiert aus: Ruf, Bernd: Flucht – Trauma – Pädagogik, Karlsruhe 2016)

Svenja Herget

(0-7 Jahre)


Kais Mutter erzählt:
„Mein Sohn wächst so frei auf, von Anfang an ohne Schule, und an ihm sehe ich, dass jedes Kind von Natur aus lernen möchte und dieses Intrinsische ist so wunderbar….
Wenn man einem Kind das Leben vorlebt, das kitzelt das intrinsische Lernen ungemein. Wenn man selber backt, kocht repariert, sät erntet, näht, stopft und und und – das macht das Lernen aus.
Natürlich kann bei einem Kind auch das Intrinsische verkümmern, auch wenn es nicht in die Schule geht: wenn es nur vor dem Fernseher oder so hockt und das Leben von den Eltern nicht vorgelebt wird, wie oben beschrieben….
Die Natur und das Selbstversorgen ist sooo wichtig auch für die Selbstwirksamkeit des Kindes und der Menschen. Meine Kindheit war auf einem Bauernhof, wo wir uns komplett selbst versorgt haben: kein fließendes Wasser, kein Strom und außer Zucker und noch wenige Dinge, die gekauft wurden, haben wir alles selbst erzeugt! Dann wurde mir gelehrt, dass das nicht gut und nicht erstrebenswert sei, sondern das moderne industrielle Leben…
Die Corona-Zeiten haben mir jetzt ganz heftig gelehrt, dass dieses Selbstversorger-Leben das autarkste Leben ist, das man haben kann und das gesündeste in jeder Hinsicht….“

Im ersten Lebensjahrsiebt, also bis zum 7. Lebensjahr (und Kai ist erst 7), lernen Kinder vorwiegend durch Nachahmung. Darauf wies Rudolf Steiner immer wieder hin. Man muss ihnen nichts erklären, das Kind macht einfach das nach, was es in seiner Umgebung sieht: „Es gibt zwei Zauberworte, welche angeben, wie das Kind in ein Verhältnis zu seiner Umgebung tritt. Diese sind: Nachahmung und Vorbild. Der griechische Philosoph Aristoteles hat den Menschen das nachahmendste der Tiere genannt; für kein Lebensalter gilt dieser Ausspruch mehr als für das kindliche bis zum Zahnwechsel. … Nicht moralische Redensarten, nicht vernünftige Belehrungen wirken auf das Kind in der angegebenen Richtung, sondern dasjenige, was die Erwachsenen in seiner Umgebung sichtbar vor seinen Augen tun.“ (R. Steiner „Die Erziehung des Kindes“, S. 28f)

28.2.22
September 2021:
Nicht nur ein neues Schuljahr beginnt, sondern auch ein neues Kindergartenjahr. Während viele Eltern verzweifelt versuchen, ihre Kinder aus der Schule zu bekommen, besuchen viele jüngere Kinder noch den Kindergarten. Warum?
Es ist ungleich leichter, Kinder vom Kindergarten zuhause zu lassen – wir haben keine Kindergartenpflicht in Deutschland! Leider haben wir neben einigen wirklich engagierten und gut ausgebildeten Erzieherinnen auch viel schlecht ausgebildetes Personal in den Kindergärten.
Eltern können das oft viel besser!
Größere Familien haben ihre jüngeren Kinder oft längst zuhause. Testungen, drohende Quarantäne, Hygienewahn und v.a. die Masken tragenden Erzieher haben viele Eltern längst ihre Kinder vom Kindergarten abmelden lassen. Eine Logopädin erzählte mir, dass sie nun die ersten Kinder in der Praxis habe, die keine Konsonanten mehr sprechen können, weil sie diese unter der Maske nicht hören!

Was braucht man, wenn die jüngeren Kinder zuhause bleiben? Das ist für Eltern oft sehr anstrengend!😥
Es braucht vor allem einen Rhythmus:
Frühstückszeit, Spielzeit, Aufräumzeit, Kochenszeit, Essenszeit, Ruhezeit, Spielplatzzeit, …🍀
Und auch wenn ich sonst für wenig Mediennutzung plädiere, kann man abends für einen Erholungszeitraum der Eltern auch mal einen schönen alten tschechischen Märchenfilm einlegen. Guter Medienkonsum ist derzeit weniger schädlich als „Neue Normalität“.

Studenten/Betreuungspersonal: Sucht euch eine fitte junge Schülerin oder Studentin als Hilfspersonal, die ein- oder zweimal pro Woche oder auch täglich bei der Betreuung mithilft oder einen immergleichen Ausflug macht oder …

Spielgruppen: Und natürlich Kinder zu Spielgruppen zusammentun, die dann später nahtlos in Lerngruppen übergehen können.
In der Mitte des Kinder- oder Wohnzimmers sollte ein hübscher großer Kindertisch stehen (auf Kinderhöhe, am besten mit mehreren Stühlchen drumherum für Gäste), auf dem Bastelsachen, Puzzle, Wachsmalkreiden oder dicke Buntstifte und Papier einladend herumliegen. Das ist „Vorschule“ pur!
Und v.a. Spielsachen, die zu Kreativität einladen: Karton, Papier, Kasperlepuppen, keine fertigen Lego-Systeme, eine Puppe u.ä.
Im Kindergarten meines Sohnes beobachtete ich überrascht, wie morgens die Erzieherinnen die Spielsachen aus den Regalen räumten und „Unordnung machten“. Sie erklärten mir, dass dies für die ankommenden Kinder dann einen Aufforderungscharakter zum Spielen und Ordnen habe. Etwas kreative Unordnung, ein zerlegtes Puzzle z.B. – schadet also nicht! Am besten nicht alles abends in Ikea-Kisten verstauen, sondern ansprechend drapieren.
Und eine schöne Musik- oder Märchen-CD bindet Kinder auch für eine ganze Zeitlang.🎶

Erfahrungsbericht mit einem 1 1/2-Jährigen
🎈 Mein kleiner Enkel sitzt mir gegenüber auf seinem Stühlchen und lacht. Er sieht mir zu, wie ich das Gemüse für das Mittagessen schneide. Mal schnalzt er mit dem Einweggummi, den ich über sein Tischchen gespannt habe, mal bekommt er einen Kochlöffel oder ein Döschen o.ä. zum Auf- und Zuschrauben oder -klappen.
Ansonsten beobachtet er aufmerksam, wie ich Karotten, Lauch, Paprika oder anderes schneide, hört mir zu und brabbelt. Manchmal darf er etwas probieren oder er puhlt in einem Zucchini-Stückchen. Kochenszeit.🌻
Ruhig und doch abenteuerlich vergeht so der Tag: Abholzeit, Kochenszeit, Essenszeit, Schlafenszeit, Spielplatzzeit, Aufräumzeit, Essenszeit, Heimbringzeit.
🌻
💛 Wir haben das Glück, dass wir uns auf dem Spielplatz immer mit derselben befreundeten Familie verabreden können.💛
Es gibt kein „Du musst…“ oder „Wir müssen…“. Es bricht immer wieder eine neue „Zeit“ an. Und um den Übergang von einer Phase in die nächste zu erleichtern,
können wir uns ein Liedchen ausdenken und dies wie ein Ritual jeweils singen: „Es ist Aufräumzeit….“ oder „Heia, heia, schlafe wohl…“🌻
So lernt das Kind, jede „Zeit“, bzw. jede „Phase“ für sich zu schätzen und achtsam und bewusst zu leben und zu genießen. In jeder Aktivität können aufregende Dinge geschehen; gleichzeitig findet jede Phase ihren Abschluss und mündet in die nächste – wie die Jahreszeiten. Das schafft Sicherheit und Vertrauen: Ich weiß, was jetzt als nächstes kommt und alles hat seine Zeit.
Regelmäßige Mahlzeiten spielen hierbei eine ganz besondere Rolle und sollten in jedem Fall soweit wir möglich gemeinsam eingenommen werden. Und wenn ein Geschwisterkind später heimkommt, dann setzt sich ein Elternteil dazu: Jetzt ist für dieses Kind Essenszeit.🌻
Natürlich kann dieser Rhythmus auch mal verändert werden – Ausnahmen bestätigen die Regel und verhindern, dass etwas zu starr wird. Doch dann ist es schön, wenn es wieder so ist wie immer.🌻
Rhythmus und Rituale stärken Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl und damit die Resilienz unserer Kinder.🎈
——-

Eine Mutter erzählt:
Der 5-jährige Bjarne ist total tierbegeistert. Er hat vor kurzem einige ältere, gemalte, fast schon zoologische Bücher bekommen, die ihn sehr fesseln und die er regelrecht studiert: Er vergleicht Tiere, lässt sich Namen, Größe und Herkunft vorlesen, zählt Punkte auf Rehkitzen usw.

Wie alle seine Geschwister besucht er derzeit keine Einrichtung.

Braucht man überhaupt eine spezielle Vorschul-Förderung?, fragt sich seine Mutter. Wenn wir ihn so interessiert und konzentriert sitzen sehen, dann können wir ihr wohl guten Gewissens beipflichten: Nein.

„Wie bekomme ich mein Kind vom Bildschirm weg?“ – Das ist eine Frage, die derzeit viele Eltern beschäftigt.
„Wie bringe ich mein Kind dazu, sich kreativ zu beschäftigen?“
Kindern ohne Geschwister fehlen die Spielkameraden und das Zocken lockt. Bei mehreren Geschwistern zieht manchmal ein Kind die anderen vor den Bildschirm („Der darf doch auch!“). Und die vielen schönen Spielsachen im Kinderzimmer bleiben ungenutzt.

In der jetzigen Zeit haben wir es besonders schwer, weil unsere Kinder nicht wenigstens während der Schulzeit zumeist Bildschirm-frei sind. Immer sind wir gefragt! Das ist für uns Eltern oft sehr anstrengend.
Noch dazu lockt uns das Wetter in weiten Teilen Deutschlands derzeit nicht gerade nach draußen.

Wir hatten es in unserer Familie leicht: Der (kleine) Bildschirm musste erst umständlich vom Schrank heruntergeräumt werden und dann wurde gemeinsam etwas angesehen. Playstation o.ä. hatten wir nicht. Unsere Kinder bekamen erst spät ein Smartphone. Die Ferien verbrachten wir auf dem Fahrrad quer durch Europa oder in einer bescheidenen Ferienwohnung mit einer Saisonkarte immer in demselben Skigebiet.
Das klingt nach einer Familie in den 80er Jahren. Doch so war es bei uns bis 2014. Unser anspruchsloser und geduldiger Band-Leader nannte uns „The jolly Hergets“.

Einige Fragen können uns helfen, wenn wir das möchten:

🔷Welchen Platz nimmt der Bildschirm in unserer Wohnung/Haus ein?
Wie groß ist er?
Wo steht er? Steht er dort, wo das gemeinsame Familienleben stattfindet? Steht er im Wohnzimmer?
Oder steht er in einem Zimmer, in das man z.B. nur für einen begrenzten Zeitraum bzw. nur zu einem bestimmten Zeitpunkt Zugang erhält? Oder muss er gar erst hergeräumt oder eine Schranktür geöffnet werden, damit er sichtbar wird?

🔷Was wird am Bildschirm gemacht? Sind es (fast immer suchtgefährdende, weil ohne zeitliche Begrenzung) Spiele?
Oder wird gemeinsam ein Film angeschaut?

🔷Welches Vorbild geben wir als Eltern?

🔷Was sind wir bereit, dafür zu tun, dass unsere Kinder vom Bildschirm weg sind? Sind wir bereit, (Tages-)Ausflüge, Wanderungen, Radtouren, Spieleabende, Backorgien, Vorleseabende … zu machen? Sind wir bereit, unsere Kinder zu fahren bzw. uns mit anderen zu verabreden und die Vorgabe durchzusetzen, dass dann nicht gezockt wird?

🔷Gibt es bestimmte Regeln, die bei uns in Bezug auf Bildschirmkonsum einfach gelten?
🔷Gibt es in unserer Familie feste Bildschirm-freie Zeiten?

🔷Welches sind die „Fallen“ in unserer Familie, die dazu führen, dass unsere Kinder lange vor dem Bildschirm sitzen?
🔷Welches sind die Gelegenheiten und Chancen in unserer Familie, wo sich unsere Kinder ohne Bildschirm gut beschäftigen?

Diese Zeit stellt uns Eltern vor immense Herausforderungen. Der derzeitige enorme Medienkonsum erreicht ja v.a. durch das Online-Schooling, die ausfallenden Vereinstätigkeiten, die fehlenden Begegnungs-, Ausflugs- und Reisemöglichkeiten u.ä. erst derartig schwindelerregende Höhen.
Vielleicht kann auch das Tagebuch-Schreiben unseren Kindern dabei helfen, sich selbst und ihre Tagesgestaltung zu reflektieren und zu erkennen, das das, was bleibt, das Analoge ist.

Diese Überlegungen sollen uns nicht frustrieren, sondern können als Ermutigung dienen, kreativ und erfinderisch zu werden.
Für jeden kleinsten Erfolg können wir uns selbst wertschätzen: Wir sind die Helden dieser Zeit! 💛

Um Gelegenheit zur Wiederholung zu geben, würde ich die Übungen in den Heften bzw. Büchern nicht sofort ausfüllen. Das Kind sollte nach dem Erklären die dazugehörigen Übungen zuerst mündlich machen, dann (vielleicht nachmittags als „Hausaufgabe“) z.B. auf ein Blatt Papier schreiben und erst bei einer späteren Wiederholung abschließend ins Buch. Es geht also darum, dieselbe Übung mehrmals zu machen. Um die Lösungen nicht gleich zu sehen, sollte man diese Materialien daher nicht gebraucht kaufen – die Investition lohnt sich. Lernpsychologisch sind bis zu sieben Wiederholungen (in immer größeren Abständen) nötig, damit sich etwas nachhaltig einprägt:
Die erste Wiederholung nach 10 min (z.B. nach einer kleinen Pause), dann nach 1 Stunde (am Ende des Vormittags nochmal kurz darauf hinweisen oder nachmittags/abends als „Hausaufgabe“ schriftlich), nach 1 Tag (vor dem nächsten Lerninhalt das Gestrige nochmal kurz anschauen), nach 1 Woche, nach 1 Monat. Das muss nicht so streng sein, aber wenn man das Wiederholungsprinzip klar hat, dann achtet man automatisch darauf, immer wieder mal zurückzublättern statt ständig weiterzuschreiten. Wiederholungen können kurz und abwechslungsreich sein: Das Kind zeigt das Heft mit dem bisher Gelernten der Oma (=Wiederholung). Oder man macht im Wartezimmer beim Zahnarzt nochmal was dazu. Oder …
Meine Lieblingswiederholung: Abends erklärt das Kind dem Papa, was es heute gemacht hat.😀
Beispiel Vokabeln: Wir lesen mit dem Kind/Jugendlichen gemeinsam einen englischen Text und schreiben die neuen Vokabeln heraus. Am Ende sehen wir uns die Vokabeln nochmal an (=1. Wdhlg.). Nachmittags lernt das Kind bzw. der Jugendliche die neuen Vokabeln (=2. Wdhlg). Am nächsten Morgen sehen wir uns die Vokabeln nochmal kurz an, bevor etwas Neues kommt (=3. Wdhlg.). Nach ca. einer Woche wiederholen wir alle neu gelernten Vokabeln (=4. Wdhlg), ebenso nach ca. einem Monat.
Vokabeln sollte man auch immer wieder schreiben, denn die Handbewegung stützt das Gedächtnis.📝
Die ersten 100 Wörter einer neuen Sprache sind die schwierigsten! Für diese sollte man also viel Zeit verwenden und sie häufig wiederholen, ohne gleich neue Vokabeln draufzusetzen. Die ersten Lektionen eines Sprachlehrgang sollte man so oft hören, dass man sie auswendig mitsprechen kann.
Dann haben sich Grundstrukturen gebildet und man kann neue Vokabeln mit alten verknüpfen und Verbindungen herstellen.🌿